Historische Einzelpersönlichkeiten

(*1842, 1899)

Pathologie, Dienstzeit: 1870-1885

Der Sohn eines Landwirts wurde 1842 bei Rendsburg geboren und schloss 1867 sein Medizinstudium in Leipzig ab. Danach arbeitete er am dortigen Pathologischen Institut. Seine Assistenzarztzeit verbrachte er von 1868-1870 in der Landesirrenanstalt Pirna-Sonnenstein und der Irrenanstalt in Colditz. Ab 1870 leitete er die Prosektur des Stadtkrankenhauses Dresden-Friedrichstadt und war auch als niedergelassener Arzt tätig, was zur damaligen Zeit keine Seltenheit war. Sein Augenmerk galt vor allem den Ursachen und Entstehungsfaktoren von Krankheiten. Der damals noch jungen Disziplin der Bakteriologie verhalf er mit seinen Erkenntnissen zur Morphologie zum Durchbruch, darunter Arbeiten zu Myokarditis, Diphterie und Tuberkulose. Letztere zählte zu seinen Spezialgebieten. Er erkannte die Begründung der pathologischen Histologie und die Belebung des Tierexperimentes als folgenreichen Fortschritt und schloss sich der von Virchow begründeten Zellularpathologie an. 1876 gab er das große Lehrbuch der pathologischen Anatomie heraus, welches in mehrere Sprachen übersetzt wurde und über Jahre als Standardwerk galt. Während seiner Amtszeit führte die Prosektur etwa 600 Sektionen pro Jahr durch. 1881 übernahm er zusätzlich die Leitung einer Unterabteilung für Geistes- und Nervenkranke sowie chronisch Kranke im Stadtkrankenhaus. Im Jahr 1885 wurde er zum Professor der allgemeinen und pathologischen Anatomie und Direktor des pathologischen Instituts in Leipzig berufen. Als Vertreter der 1. Kammer des sächsischen Landtags war er auch politisch aktiv. 1892 erhielt er zudem Titel und Rang des Geheimen Medizinalrates. Birch-Hirschfeld vereinte in sich den hervorragenden pathologischen Anatomen mit dem bedeutenden Kliniker und ärztlichen Praktiker.

Quelle: Text adaptiert nach [Kunze 1999] und https://www.klinikum-dresden.de/patho_khdf/Historische+Entwicklung/Felix+Victor+Birch_Hirschfeld+(1870+_+1885).html#navigation

(*1835, 1921)

Innere Medizin, Dienstzeit 1869 - 1901

Alfred Fiedler wurde 1835 in Moritzburg bei Dresden geboren und besuchte die Dresdner Kreuzschule. Es folgte ein Medizinstudium in Leipzig, das er 1859 mit der Promotion abschloss. Bis 1861 war er als Assistenzarzt in Rostock tätig. Anschließend folgte eine weitere, kurze Assistententätigkeit in der inneren Abteilung am Stadtkrankenhaus Dresden-Friedrichstadt, bevor er 1862 die Prosektur übernahm. Er setzte die Untersuchungen der Trichinenkrankheit seines Vorgängers fort, veröffentlichte eine Arbeit zur Entwicklungsgeschichte der Trichinenkrankheit, erweiterte die pathologisch-anatomische Präparatesammlung und gab einen Wandatlas der Anatomie zum Bau des menschlichen Körpers für Schulen und Studenten heraus. 1869 übernahm er die Leitung der inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses. Diese Stellung hatte er bis 1901 inne. 1872 wurde er zum geheimen Medizinalrat befördert und diente insgesamt drei sächsischen Königen als königlicher Leibarzt. 1874 erkannte Fiedler die Morphiumsucht, die infolge der subkutanen Injektionen aufgekommen war, würdigte ihre soziale Gefahr und wies theoretisch die richtigen Wege. Besondere Verdienste erwarb er sich mit der Serumtherapie der Diphterie, aber vor allem durch zahlreiche Aktivitäten zur Rehabilitation von Lungenkranken. Er erkannte das Mikroklima der Oberlößnitz als günstig für dieses Patientenklientel und überzeugte den Rat der Stadt Dresden von der Eröffnung eines Genesungsheims in diesem Gebiet. Außerdem war er an der Errichtung von Heilstätten in Kleinwachau, Albertsberg und Carolagrün bei Auerbach im Vogtland beteiligt. Auch bei der Planung des Stadtkrankenhauses Johannstadt hatte er gewichtigen Anteil. Im Laufe seines Dienstlebens diente er drei sächsischen Königen als Leibarzt und wurde 1894 zum Ehrenbürger der Stadt Dresden ernannt. Fernab des Medizinischen veröffentlichte er auch eine Monographie zur Geschichte des Kurländer Palais und des Marcolinischen Palais.

Quelle: Text adaptiert nach [Kunze 1999]

(*1894, 1988)

Frauenheilkunde, Dienstzeit: 1935-1945

Heinrich Eufinger wurde 1894 in Hessen geboren. Das Medizinstudium in Würzburg und Frankfurt am Main wurde durch Kriegsteilnahme unterbrochen und 1920 mit der Promotion in Frankfurt abgeschlossen. Dort absolvierte er bis 1924 auch die Facharztausbildung Gynäkologie und habilitierte sich in diesem Fachgebiet 1927. Er galt als vorzüglicher Operateur. 1934 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. 1935 wurde er als Chefarzt der Frauenklinik Dresden-Friedrichstadt berufen.  Eufinger war überzeugter Nationalsozialist: 1933 wurde er Mitglied der NSDAP, später Mitglied der SA und der SS. 1944 erhielt er den Rang eines SS-Obersturmbannführers, da er zahlreiche Frauen von SS-Angehörigen auf ihre „Ehetauglichkeit“ im Sinne der Fruchtbarkeit untersucht hatte. Eufinger war aktiv am nationalsozialistischen Programm der Zwangssterilisierungen beteiligt. Etwa 900 Zwangssterilisationen fielen in seinen Verantwortungsbereich. Mit Kriegsende verlor er sein Amt und seine Approbation. Die Sowjetische Militäradministration internierte ihn im Speziallager Mühlberg. Ab 1949 durfte er wieder als Arzt praktizieren. Über die Umstände dieser Entwicklung wird spekuliert, dass Eufinger der Frau des sowjetischen Lagerkommandanten das Leben gerettet und zum Dank die Approbation zurückerhalten habe. Danach arbeitete er in Burgstädt bei Chemnitz, wo er das Krankenhaus zu einem leistungsfähigen Krankenhaus mit Frauenabteilung und Poliklinik ausbaute und als Chefarzt leitete. 1956 durfte er offiziell in die BRD ausreisen und wurde schließlich Chefarzt der Gynäkologie am Oldenburgischen Landeskrankenhaus in Sanderbusch.

Quelle: Birgit Töpolt: Heinrich Eufinger – Chefarzt der Frauenklinik Dresden-Friedrichstadt und Mitverantwortlicher an der Zwangssterilisierung Dresdner Frauen. In: Pieper, Schmeitzner, Naser [Hrsg.]: Braune Karrieren – Dresdner Täter und Akteure im Nationalsozialismus, Sandsteinverlag, 2012, S. 162 – 167

 

(*1881, 1966)

Chirurgie, Dienstzeit: 1921 - 1956

Der gebürtige Gießener erhielt seine chirurgische Ausbildung in Bonn und leitete ab 1914 die Göttinger Universitätsklinik kommissarisch. Ein Jahr später wurde er zum Professor ernannt. Die medizinischen Erfahrungen der Kriegsjahre bearbeitete Fromme in Publikationen über Blutgefäßverletzungen und Spätrachitis. Er beschäftigte sich auch mit Knochenerkrankungen, wodurch Georg Schmorl auf ihn aufmerksam wurde und ihn 1921 für das Krankenhaus Friedrichstadt als Leiter der Chirurgischen Klinik gewinnen konnte. Frommes Persönlichkeit und seinen chirurgischen Fähigkeiten ist es zu verdanken, dass sich die Klinik zu einer der hervorragendsten in Deutschland entwickelte. Die Zahl der Operationen im ersten Quartal 1919 (242) verdoppelte er bis zum selben Zeitraum 1924 beinah (467), dominierend war die Bauchchirurgie. Hinzu kamen ambulante Eingriffe. Die Klinik war in den 1920er Jahren täglich mit 250 bis 300 Patienten belegt, 80 bis 100 Zu- und Abgänge mussten pro Woche bewältigt werden. Ein wichtiger Baustein zu diesem Erfolg war die Modernisierung des Operationssaales im Jahr 1924. In den Folgejahren kamen immer mehr Patienten, vor allem auch ambulant. Fromme hätte diese Patientengruppe gern in einem separaten Klinikbereich versorgt, aber ein solcher kam nicht zustande. Über sein ganzes Berufsleben hinweg fühlte sich Fromme der Schulung ärztlicher Kollegen verpflichtet. Sein Themenspektrum an der Akademie für Ärztliche Fortbildung in Dresden war extrem breit und berührte z. B. Thoraxchirurgie, Oesophagus- und Magenchirurgie, Chirurgie des Ileus, Hirn- und Sympathicuschirurgie sowie die Chirurgie der Lungen- und Brustfelltuberkulose. Aufgrund seiner Verdienste ehrte ihn die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie 1943 mit der Wahl zum 1. Vorsitzenden für 1944. Er übte dieses Amt bis zum ersten Nachkriegskongress im Jahr 1949 aus. 1955 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft. Für das Krankenhaus Friedrichstadt fungierte er ab 1947 auch als Ärztlicher Direktor. In den Nachkriegsjahren lag ihm die Weiterführung der hervorragenden medizinischen Versorgung am Herzen, für die das Krankenhaus bekannt war. 1953 beschloss die DDR-Führung die Einrichtung Medizinischer Akademien. Auf Insistieren Frommes und Wilhelm Crecelius hin wurde Dresden schließlich neben Erfurt und Magdeburg der dritte Akademiestandort. Auf ihn geht auch die Benennung nach Carl Gustav Carus zurück. Fromme wurde erster Rektor der Medizinischen Akademie Dresden, legte dieses Amt aber aus Alters- und Gesundheitsgründen bereits 1956 nieder. Im selben Jahr gab er auch die Klinikleitung ab.

Quelle: Text adaptiert nach [Kunze 1999]

(*1929, 2021)

Rheumatologie, Dienstzeit:1976-1994

Heinrich Geidel wurde 1929 in Leipzig geboren. Zwischen Abitur und Studienbeginn 1950 in Jena absolvierte er zwei Jahre als Hilfspfleger im Krankenhaus Ruhla. Nach dem Studium entschied er sich für die Fachrichtung innere Medizin und entdeckte bald seine Leidenschaft für die Rheumatologie und Immunologie. Seine Dissertation „Über die Häufigkeit und diagnostische Bedeutung des Lupus erythematodes-Phänomens und andere Autophagozytoseerscheinungen“ hat Bedeutung bis zum heutigen Tage. Im Jahr 1961 schließlich kam Heinrich Geidel als Assistenzarzt nach Dresden-Friedrichstadt, wo er 1965 Oberarzt wurde. Im Jahr 1976 wurde er zum Chefarzt der 1. Medizinischen Klinik ernannt. Da hatte die Klinik schon seit drei Jahren den Auftrag zur Versorgung der Rheumapatienten in der Region Dresden. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Klinik zu einem wichtigen Ansprechpartner für die niedergelassenen Ärzte. Dabei waren Formate wie ärztliche Fortbildung am Patientenbett sowie praxisnahe klinische Visiten sehr hilfreich. Er engagierte sich als Privatdozent an der Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR als Honorardozent. Auch nach der politischen Wende engagierte es sich für die Fortbildung: Von 1991 bis 1997 war er Gründungsvorsitzender der Akademie für ärztliche Fortbildung in Sachsen, nachdem er bereits 1990 zu den Gründungsmitgliedern der Sächsischen Landesärztekammer gehört hatte. Im Laufe seines Berufslebens veröffentlichte er mehr als 100 wissenschaftliche Arbeiten, die meisten davon auf dem Gebiet der Rheumatologie. Seine klinische Tätigkeit verfolgte er bis weit über das 80ste Lebensjahr.

Quelle: link.springer.com/article/10.1007/s00393-021-00967-8

(*1882, 1950)

Augenheilkunde, Dienstzeit: 1945-1950

Geis stammte aus Freiburg im Breisgau, wo er auch studierte und promovierte. Es folgte die Assistenzzeit an der dortigen Universitätsaugenklinik, bevor er über das Knappschaftskrankenhaus Kattowitz an die Universitäts-Augenklinik Breslau wechselte. 1911 ließ er sich in Dresden nieder und richtete eine Privatklinik ein. In der Zeit der Weimarer Republik gründete er den Augenheilverein zur Unterstützung mittelloser Patienten und die Dresdner Ärztesportvereinigung. Die Förderung des Arbeitersports lag ihm am Herzen. Unter den Nationalsozialisten wurde ihm Vortragstätigkeit untersagt, weshalb er sich mehr der wissenschaftlichen Arbeit widmete. Zusammen mit seiner Frau, einer niedergelassenen Gynäkologin mit Privatklinik, bewies er Haltung, indem er Juden in seine Klinik aufnahm oder den bedrängten jüdischen Dresdner Arzt Katz unterstützte. Eine jüdische Patientin hielten sie in ihrer Klinik zurück, um sie vor Verfolgung und Ermordung zu schützen. Für seine Haltung wurde ihm 1969 von der Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen. Als im Februar 1945 durch die Bombenangriffe alle Augenkliniken zerstört worden waren, sah sich die Stadtverwaltung gezwungen, möglichst rasch eine Augenklinik einzurichten. Daher wurde im Mai 1945 Franz Xaver Geis mit dem Aufbau einer solchen beauftragt. Ein zerbombter Gebäudeteil des R-Hauses wurde enttrümmert und aus den Trümmern neu aufgebaut. Aus seiner Privatklinik, die auf der Gerokstraße ausgebrannt war, stellte Geis gerettete Instrumente und Geräte zur Verfügung. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Abteilung rasch zu einer leistungsfähigen Augenklinik. Im Jahr 1949 wurden 548 Operationen durchgeführt. Die meisten davon waren Staroperationen, für die Geis ein neues Verfahren entwickelt hatte. Er gehörte zu jenen verdienten Ärzten, die das Gesundheitswesen in Dresden nach dem Krieg wiederaufbauten. Er erlag 1950 einem Tumorleiden.

Quelle: adaptiert nach [Kunze 1999]

(1750, 1821)

Stifter

Freiherr Hans Heinrich August von Hünerbein, dessen Gebeine auf dem Inneren Neustädter Friedhof in Dresden unterhalb der Friedhofskapelle ruhen, verfügte in seinem Testament von 1820, dass sein Nachlass zu Gunsten des Dresdner Stadtkrankenhauses Verwendung finden sollten. Von Hünerbein war das älteste von insgesamt zehn Kindern der Eltern Freiherr Georg August Christoph von Hünerbein und Rahel Luise Caroline, geb. von Heringen, die im Ort Harkerode im Harz ein Rittergut mit land- und forstwirtschaftlichen Flächen besaßen. Hans Heinrich unterschied sich von seinen Geschwistern dahingehend, dass er nicht wie seine Brüder später Forstmeister oder Offizier wurde, sondern eine Beamtenlaufbahn in der Justiz antrat. Offensichtlich hatte sein Großvater Hans Heinrich von Heringen als promovierter Jurist in Dresden seinen Anteil daran. Die einzelnen Karriereschritte von Hünerbeins, die ihn zum Appellationsgerichtspräsidenten in Dresden führten, sind allerdings unbekannt. Gleiches gilt für sein Privatleben. Welche Beweggründe ihn dazu veranlassten, seinen Nachlass dem Stadtkrankenhaus in Dresden zu vermachen, darüber kann nur gemutmaßt werden. Möglicherweise haben ihn die Ereignisse der Napoleonisch
en Befreiungskriege, die auch über Dresden Not und Elend gebracht hatten, wie auch der erbarmungswürdige Zustand des Alten Stadtkrankenhauses zu der umfangreichen Stiftung bewogen. Doch erst 24 Jahre nach seinem Tod, konnte sein Nachlass dafür eingesetzt werden, das Marcolinipalais in Dresden-Friedrichstadt zu erwerben und damit den Grundstock für das heutige Städtische Klinikum Dresden zu legen. Dafür war man ihm offensichtlich so dankbar, dass 1831 beabsichtigt wurde, ihm auf dem Gelände des Alten Stadtkrankenhauses ein Denkmal zu errichten, wie Dokumente aus dem Stadtarchiv belegen.

Quelle: Dieser Text basiert auf mündlichen Ausführungen der Familie von Hünerbein sowie Vertretern des Eliasfriedhof e.V., für die wir herzlich danken.

(*1821, 1907)

Chirurgie, Dienstzeit: 1868 – 1880

Leonhardi wurde 1821 in eine Dresdner Ärzte-Familie geboren. Auch er schlug diesen Berufsweg ein. Zum Studium ging er nach Leipzig, wo er auch promovierte. Seine Eltern ermöglichten ihm im Anschluss eine Studienreise mit fünfmonatigem Aufenthalt in Paris. Nach den Maiaufständen 1849 leistete er bei der Versorgung der Verwundeten Unterstützung und lernte dadurch das neue Stadtkrankenhaus kennen. Er schloss sich der von Zeis​​​​​​​ gegründeten Poliklinik für Kinder mittelloser Eltern an und arbeitete als praktischer Arzt. Zwischen 1853 und 1868 leitete er die Chirurgische Abteilung des Diakonissenkrankenhauses. Danach wechselte er nach Friedrichstadt als Leiter der äußeren Abteilung, die überbelegt war und ein großes Problem mit Wundinfektionen hatte, wie alle chirurgischen Abteilungen der damaligen Zeit. Der Großteil der Patienten verstarb daran. Um dem zu begegnen, etablierte Leonhardi 1873 zeitgleich mit anderen führenden deutschen Chirurgen die antiseptische Wundbehandlung mit Karbolsäure- und Jodoformverbänden. Damit wurde der sog.  „Hospitalbrand“ weitgehend zurückgedrängt und die Sterblichkeit der Patienten sank deutlich. Begünstigt wurde die Entwicklung durch den Neubau zweier Pavillons auf dem Klinikgelände, die eine weniger gedrängte Unterbringung der chirurgischen Patienten ermöglichte. Es dauerte noch weitere zehn Jahre, bis man erkannte, wie wichtig sterile Instrumente und keimfreie Hände der Operateure sind, um Wundinfektionen zu vermeiden (Asepsis).

Quelle: Text adaptiert nach [Kunze 1999]

(*1861, 1936)

Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Dienstzeit: 1911-1929

Von seinem Geburtsort Oberwiesenthal zog es Mann zum Studium nach Leipzig. Nach dem Staatsexamen kam er für zwei Jahre als Assistenzarzt an die Innere Abteilung nach Dresden Friedrichstadt zu Alfred Fiedler. 1889 ließ er sich als Ohrenarzt in Dresden nieder und wurde 1904 Konsiliarius für Ohrenkranke am Stadtkrankenhaus bzw. der Heil- und Pflegeanstalt auf der Löbtauer Straße. 1909 wurde eine eigene Abteilung für Ohren-, Nasen- und Halskrankheiten von der Chirurgischen Abteilung abgegrenzt, Mann wurde leitender Arzt. Mann gehörte zu einer Generation von Ohrenärzten, die im Wesentlichen Autodidakten ihres Faches waren. Er war einer der wenigen Vertreter der alten Generation, die sowohl Laryngologie als auch Ohrenheilkunde beherrschten. Beide Zweige hat er mit eigenen Arbeiten befruchtet. Als das Bronchoskop 1897 aufkam, bildete er sich sofort in diesem schwierigen und für den Patienten belastenden Untersuchungsverfahren weiter. Im Jahr 1914 schrieb er das erste Lehrbuch der Tracheobronchoskopie. Frühzeitig erkannte er die Beziehung zwischen entzündlichen Veränderungen der Tonsillen und Allgemeinerkrankungen und ging dieser Frage mit internistischen Kollegen nach. Mann engagierte sich in der ärztlichen Fortbildung u.a. zu den Themen Kehlkopftuberkulose, Aphasie nach Trauma oder Ohrenleiden bei Schulkindern. Während seiner Amtszeit entstand der Neubau der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, das heutige Haus R. Sie bot Platz für 93 Patienten, darunter auch Isolationsmöglichkeiten. Damit war eine der größten und modernsten Ohrenkliniken Deutschlands entstanden. Max Mann war ihr Leiter bis 1929.

Quelle: adaptiert nach [Kunze 1999]

(*1892, 1945)

Haut- und Geschlechtskrankheiten, Dienstzeit: 1930-1945

Hans Martenstein wurde in Spanien geboren und verbrachte dort seine frühe Kindheit. Zur Schule ging er dann in Deutschland und studierte von 1912 bis 1917 Medizin in Leipzig, wo er auch promovierte. Nach dem Medizinstudium folgte die fachärztliche Ausbildung in Breslau an der renommierten Universitätshautklinik unter Joseph Jadassohn. Ab dem Jahr 1925 leitete er das sog. „Strahleninstitut“ der dortigen Universität. 1928 folgte eine außerplanmäßige Professur für Dermatologie und Strahlenkunde. Seine Forschung umfasste im Wesentlichen drei Forschungsgebiete. Auf dem Feld der Strahlenbiologie und –therapie war seine wesentliche Erkenntnis, dass für den Bestrahlungserfolg die Erhaltung des Stoffwechsels sowie die Sauerstoffversorgung und die Schonung des umliegenden Gewebes wichtig sind. Auch für die Behandlung des Lupus erythematodes sowie der Hauttuberkulose lieferte er wichtige Beiträge. Darüber hinaus lag ihm die Bekämpfung und Behandlung von sexuell übertragbaren Infektionen am Herzen. In diesem Zusammenhang herausragend ist seine wissenschaftliche Analyse von Verfahrensweisen und Behandlungsergebnissen der Syphilis in mehr als 25.000 Fällen aus mehreren europäischen Ländern und den USA, in deren Folge er 1936 Empfehlungen zur Behandlung der frühen Syphilis vorlegte. Als seit 1935 erstmals Sulfonamide zur Anwendung kamen, erprobte Martenstein die verschiedenen Präparate gegen Gonorrhoe und legte dazu 1938 einen Erfahrungsbericht vor. Auch auf dem Feld der Berufsdermatosen lieferte er wertvolle Beiträge. Seine wissenschaftliche Qualität hatte ihm bereits Anfang der 1930er Jahre die Berufung durch namhafte Fachkollegen auf den Lehrstuhl der Berliner Universität beschert, die er jedoch ablehnte. Stattdessen leitete er ab 1930 am Friedrichstädter Krankenhaus die II. Äußere Abteilung, die Abteilung für Haut− und Geschlechtskrankheiten sowie kleine Chirurgie. Während seiner Amtszeit entwickelte sich die Hautklinik zur eigenständigen Abteilung und zählte nach Umzug in die erste Etage des Marcolini-Palais 1937 schließlich zu den modernsten Hautkliniken Deutschlands. Martenstein war einer von sehr wenigen Kollegen, die nicht Mitglied der NSDAP geworden sind. Im Mai 1945 setzte er seinem Leben ein Ende. Über die Gründe ist bis heute wenig dokumentiert.

Quellen: adaptiert nach Kunze, 1999

[https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/s-2005-861261.pdf]

(1829, 1909)

Dermatologie, Dienstzeit: 1874-1901

Martini wurde 1829 in Wurzen geboren, später studierte er in Leipzig. 1852 trat er als Unterarzt in ein sächsisches Reiterregiment ein und leistete als schlecht bezahlter Militärarzt Dienst bis 1861. Danach ließ er sich als Arzt nieder. Aus Interesse nahm er an den Visiten im neuen Stadtkrankenhaus teil. Hier arbeitete er auch als Hilfsarzt während einer Pockenepidemie 1857. Dabei entstanden Kontakte zu den leitenden Ärzten Walther und Zeis, die ihm später zu einer Anstellung verhalfen. Um die Verwundeten des Preußisch-Österreichischen Krieges 1866 versorgen zu können, war es notwendig, einen Teilbereich der Äußeren Klinik in das „Städtische Versorghaus“ zu verlegen. Dabei handelte es sich um ein in der Wilsdruffer Vorstadt, heute Alfred-Althus-Straße 9, gelegenes „Städtisches Armenhaus“, das 1718 eingerichtet worden war. In dieser Abteilung wurden Frauen mit Syphillis und Prostituierte behandelt. Als betreuender Arzt wurde Julius Otto Martini eingesetzt. Nach Abzug der Soldaten wurden auch die an Syphillis erkrankten Frauen wieder ins Stadtkrankenhaus verlegt. Martini blieb ordinierender Arzt. 1874 wurde der Patientenkreis um Männer mit Syphillis sowie Patienten mit Wundrose, Verbrennungen, Erfrierungen, Hautgeschwüren und anderen Hauterkrankungen erweitert. Dieser Bereich wurde 1874 die II. Äußere Abteilung. Im Jahr 1880 erfolgte der Umzug ins Haus L. Dort standen 140 Betten in 27 Zimmern zur Verfügung. Martini war langjähriger Vorsitzender des von Zeis gegründeten Ärztlichen Vereins zu Dresden und ging 1901 als Hofrat geehrt in den Ruhestand. 1909 nach kurzer Krankheit verstorben, wurde er auf dem Tolkewitzer Friedhof bestattet. Zwei seiner Assistenten, Eugen Hopf und Otto Winkler, ließen sich in Dresden als Hautärzte nieder. Somit ist Martinis Klinik der Ausgangspunkt der klinischen und ambulanten Dermato-Venerologie in Dresden.

Quelle: Text adaptiert nach [Kunze 1999], Bildquelle: Portraitaufnahme Julius Otto M., um 1900, Fotografie auf Untersetzkarton, Stadtmuseum Dresden, Inventar-Nr. SMDPhP01459 [https://saebi.isgv.de/biografie/Julius_Otto_Martini_(1829-1909)#portrait, 08.11.2024]

 

 

(*1849, 1918)

Frauenheilkunde, Dienstzeit: 1898 - 1910

1849 in Leipzig als Enkel des ersten Leipziger Ordinarius für Geburtshilfe (J.C.G. Jörg) geboren studierte Osterloh an der dortigen Universität Medizin, nahm als Unterarzt am Deutsch-Französischen Krieg teil und promovierte schließlich in seiner Heimatstadt. Danach besuchte er verschiedene Hospitäler in Wien. Seine Facharztausbildung Gynäkologie absolvierte er an der Königlichen Frauenklinik zu Dresden bei Franz Winckel. 1876 ließ er sich als Frauenarzt nieder und operierte mit zunehmender Häufigkeit im Krankenhaus der Diakonissenanstalt Dresden. Von 1890 bis 1898 leitete er dort die Abteilung für Frauenkrankheiten. 1891 wurde Osterloh Rang und Titel eines Königlich Sächsischen Hofrates verliehen und 1898 wechselte er als Oberarzt in die Abteilung für Frauenkrankheiten im Stadtkrankenhaus Friedrichstadt. Er glänzte durch rege Vortragstätigkeiten vor der 1873 gegründeten Gynäkologischen Gesellschaft Dresden sowie vor der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Seine wichtigsten Themen waren Abortbehandlungen, Eklampsie, Tetanus im Wochenbett, postoperativer Ileus, Appendektomie bei gynäkologischen Operationen sowie Ureter- und Darmverletzungen. Osterloh hatte ein schweres Augenleiden, weswegen er 1910 den Dienst aufgeben musste.

Quellen: adaptiert nach [Kunze 1999]

(*1872, 1962)

Innere Medizin, Dienstzeiten: 1907-1910, 1934-1937, 1946-1952

Kindheit und Schulzeit verbrachte Rostoski in Posen, wo er 1892 auch Abitur machte. Zum Medizinstudium zog es ihn von 1892 bis 1897 nach Würzburg. Nach der Promotion folgten Tätigkeiten an einer Lungenheilanstalt im Taunus und am Hygienischen Institut der Universität Würzburg. Während seiner Assistenzarztzeit entwickelte er seine Leidenschaft für Stoffwechselkrankheiten. 1907 wurde er in Würzburg zum Professor berufen und übernahm im selben Jahr die Leitung der II. Inneren Abteilung in Dresden-Friedrichstadt. 1910 wechselte er als leitender Oberarzt der Inneren Abteilung an das Stadtkrankenhaus Johannstadt, wo er 1924 die erste Diabetesambulanz in Europa gründete. Nach diesem Vorbild entstanden europaweit vieler solcher Einrichtungen. Man sagte ihm nach, er sei ein rastlos arbeitender Klinikchef sowie hervorragender internistischer Diagnostiker. Bedeutend ist auch seine Beteiligung an einer Schrift zu den Ursachen und dem Verlauf des Schneeberger Lungenkrebses, die er gemeinsam mit Georg Schmorl und Erich Saupe im Jahr 1927 veröffentlichte. 1934 wurde Rostoski an das Friedrichstädter Krankenhaus versetzt und somit Chefarzt der Medizinischen Klinik, die aus der Zusammenlegung der I. und der II. Inneren Abteilung hervorging. 1938 ging er in den Ruhestand. Während des Krieges betreute er die neu eingerichtete Klinik mit Infektionsabteilung im früheren Obdachlosenheim in der Bodelschwinghstraße. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er 1946 bis 1952 noch einmal als Chefarzt der Medizinischen Klinik zurück, um beim Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Gesundheitswesens mitzuwirken.

Quelle: Text adaptiert nach [Kunze 1999]

 

(*1914, 1970)

Innere Medizin, Dienstzeit 1947-1970

Mit Fug und Recht kann man Dr. Alfred Schmeiser als den Vater des Städtischen Krankenhauses Dresden-Neustadt an der Trachauer Industriestraße bezeichnen. Im Jahre 1947 betraute ihn der Dresdner Stadtrat für Gesundheit und spätere Kreisarzt Dr. med. Eduard Grube mit einer der schwierigsten Aufgaben im Dresdner Gesundheitswesen der unmittelbaren Nachkriegszeit - mit dem Aufbau und der Einrichtung eines Krankenhauses in der Dresdner Neustadt. Der 1914 in Jablunkov/Mähren geborene Alfred Schmeiser hatte in Prag Medizin studiert und war über die Stationen TBC-Heilstätte Hochweitzschen, Krankenhaus Bautzen, wo er seine Facharztausbildung als Internist vollendete, 1945 nach Dresden und dort 1947 an das Infektionskrankenhaus Trachau gekommen. Als Chefarzt der Medizinischen Klinik galt seine Sorge vor allem der als Kriegsfolgen um sich greifenden Kinderlähmung, Diphterie und Scharlach. 1948 wurde er zum Ärztlichen Direktor des Krankenhauses berufen. Ihm unterstanden neben dem Krankenhaus an der Industriestraße weitere, zum Städtischen Krankenhaus Dresden-Neustadt zusammengefasste, medizinische Einrichtungen. Unter Schmeisers Leitung wurde aus der kriegsfolgenbedingten Notlösung ein renommiertes Großkrankenhaus, das sich schnell einen anerkannten Platz unter den medizinischen Einrichtungen der Stadt Dresden erwarb. Viele wichtige Themen und Aufgaben im Dienst des Gesundheitswesens und des medizinischen Fortschritts kamen mit der Zeit dazu, so u.a. der Kampf gegen Diabetes. Wissenschaftlich war Alfred Schmeiser als Autor und Übersetzer medizinischer Fachliteratur tätig. Ein wichtiges persönliches Thema war ihm die manuelle Therapie gegen berufsbedingte Wirbelsäulenschäden. Gemeinsam mit seiner Frau Marianne, die Oberärztin der Kinderklinik gewesen ist, brachte er mehrere Auflagen der Publikation „Ansteckende Kinderkrankheiten: ein Ratgeber für die Eltern“ innerhalb der Schriftenreihe Kleine Gesundheitsbücherei des Hygienemuseums heraus. Ein Autounfall riss ihn aus dem Leben. Sein Grab befindet sich auf dem Dresdner Heidefriedhof. Zwischen 2000 und 2011 ehrte der "Verein der Förderer und Freunde des Krankenhauses Dresden-Neustadt" mit dem "Alfred-Schmeiser-Preis" des wissenschaftlichen Beirats des Klinikums die beste wissenschaftliche Arbeit aus dem Krankenhaus.

Quelle: Rein, Horst R.: Alfred Schmeiser, Text gekürzt, online: www.stadtwikidd.de/wiki/Alfred_Schmeiser

(*1894, 1932)

Pathologie, Dienstzeit: 1894-1932

Christian Georg Schmorl wurde 1861 im sächsischen Mügeln bei Oschatz als Sohn eines Rechtsanwaltes geboren. Er besuchte die Prinzenschule Sankt Afra in Meißen und studierte danach zunächst zwei Semester naturwissenschaftliche Fächer in Freiburg im Breisgau und wechselte dann zum Medizinstudium nach Leipzig. Dieses schloss er 1887 mit der Promotion ab und begann anschließend als Assistenzarzt bei seinem berühmten Lehrer, dem Pathologen Felix Victor Birch-Hirschfeld, ehemals Prosektor im Stadtkrankenhaus in Dresden-Friedrichstadt von 1870 bis 1885 und seit 1885 Universitätsprofessor in Leipzig. Dieser bot ihm eine hervorragende Ausbildung. Schmorl arbeitete sehr gründlich zu histologischen Färbetechniken, was durch einen Beitrag Birch-Hirschfelds Lehrbuch gewürdigt wurde. Außerdem befasste er sich ausführlich mit Techniken der Makro- und Mikrofotographie, was ebenfalls seinen Niederschlag in einer Monografie fand. 1892/3 habilitierte sich Schmorl über die Eklampsie zum Privatdozenten. Am 16. Juli 1894 wurde er zum Leiter des pathologisch-anatomischen Institutes des Stadtkrankenhauses in Dresden-Friedrichstadt ernannt. Im selben Jahr heiratete er Maria Marthaus, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hatte. 1897, bereits zwei Jahre nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen, gelang es ihm, die Stadtverwaltung von der Anschaffung eines ersten Röntgengerätes für die Prosektur und in Friedrichstadt allgemein anzuschaffen, von dem auch die Kliniker wenige Zeit später Gebrauch machten. Gleichzeitig wurde ein fotografisches Labor für die Dokumentation makro- und mikroskopischer Befunde eingerichtet. 1897 wurde unter Mitwirken von Georg Schmorl in Braunschweig die "Deutsche pathologische Gesellschaft" gegründet, welche Schmorl in den Folgejahren regelmäßig besuchte, über drei Jahrzehnte war er Schriftführer, und aktiv mit eigenen Beiträgen gestaltete. 1903 wurde er Titularprofessor in Dresden. Im selben Jahr erfolgte ein Ruf an die Philipp-Universität Marburg, welcher von Schmorl nicht angenommen wurde. Eine Berufung an die Universität Freiburg im Jahre 1905 nahm er zunächst an, um dann aber "unter schweren seelischen Kämpfen" ebenfalls abzusagen. Somit blieb er der Prosektur in Dresden damit bis zu seinem Tode glücklich und zufrieden erhalten. 1907 richtete Schmorl die 11. Tagung der umbenannten "Deutschen Gesellschaft für Pathologie" in Dresden aus und wurde zu deren Vorsitzenden gewählt. Er gehörte 1908 dem „Verein zur Veranstaltung der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden“ an. Zwischen 1896 und 1912 stiegen die Sektionszahlen um fast 50 % auf 1369 pro Jahr. 1921 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der „Wirtschaftlichen Vereinigung selbständiger pathologisch­-anatomischer Prosektoren“, die sich während der NS-Zeit auflöste und aus der nach dem Kriege schließlich der Berufsverband Deutscher Pathologen e.V. hervorging. In Fortsetzung der Tradition macht Schmorl die Pathologie als Basis der Allgemeinen Krankheitslehre zum Zentrum der ärztlichen Fortbildung in Dresden. Schmorls rastloses Temperament verbunden mit großer wissenschaftlicher Produktivität und trotzdem bescheidenen Auftreten waren wesentlich für die zunehmende Anziehungskraft seines Instituts für Wissenschaftler aus aller Welt und sein hohes Ansehen in der Dresdner Stadtgesellschaft. Mehr als 50 Veröffentlichungen und Vorträge beschäftigen sich mit Erkrankungen bzw. Veränderungen des muskuloskelettalen Apparates (u.a. Vitaminmangelerkrankungen wie Morbus Barlow und Rachitis tarda, Myositis ossificans, Ostitis deformans Paget und Morbus Scheuermann). Seit 1925 erarbeitete Schmorl systematisch anhand von 10.000 eigenhändig! untersuchten Wirbelsäulen die spezielle Pathologie der Wirbelsäule und beschrieb dazu die pathologische Anatomie der Zwischenwirbelscheiben sowie die röntgendiagnostische Diskografie. Nach ihm wurden die Schmorl-Knorpelknötchen - Veränderungen an den Wirbelkörpern im Rahmen der Scheuermann-Krankheit - benannt. Krönender wissenschaftlicher Abschluss der Arbeiten an der Wirbelsäule war die Herausgabe des Standardwerkes „Die gesunde und kranke Wirbelsäule im Röntgenbild“ (1932) zusammen mit seinem Oberarzt Herbert Junghans. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt Schmorls entwickelte sich im Auftrag vom Sächsischen Landesausschuss zur Erforschung und Bekämpfung der Schneeberger Lungenkrankheit, zusammen mit Otto Rostoski und Erich Saupe. Es sollte ermittelt werden, ob es sich um eine Berufserkrankung der dortigen Bergleute handelte. Schmorl wies nach, dass die Schneeberger Bergkrankheit ein Lungenkrebs ist, der in verschiedenen Formen der histologischen Differenzierung, besonders auch als kleinzelliges Karzinom auftritt. Die begleitende Pneumokoniose sah er als Präkanzerose an. Der Zusammenhang mit Radioaktivität wurde zwar diskutiert, konnte aber zum damaligen Zeitpunkt nicht bewiesen werden. Im späten 20. Jahrhundert erlangte dieser strahlenbedingte Lungenkrebs bei Wismut-Bergleuten traurige Berühmtheit. Schmorl war Mitglied im Sächsischen Landesmedizinalkollegium und des späteren Gesundheitsamtes sowie Ehrenmitglied der Royal Society of Medicine in England. 70-jährig ging Schmorl 1932 in den Ruhestand, arbeitete aber regelmäßig im Institut weiter. Sein Gesamtwerk umfasst 157 Publikationen und Vorträge. Er starb 1932 an einer Streptokokkensepsis, ausgehend von einer Entzündung der linken Hand, die er sich bei der Sektion einer Wirbelsäule verletzt hatte. Auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch in Dresden befindet sich seine Grabstätte.

Seit 1965 schreibt die Deutsche Gesellschaft für Wirbelsäulenforschung den jährlichen Georg-Schmorl-Preis aus.

Einige ausgewählte Werke aus dem Schaffen Georg Schmorls:

  • Ein Fall von Hermaphroditismus. Virchows Archiv 113, 2, 229-244 (1888)
  • Atlas der pathologischen Gewebelehre. Leipzig, 1893
  • Pathologisch-anatomische Untersuchungen über Puerperal-Eklampsie. Verlag FCW Vogel, Leipzig; 1893
  • Die pathologisch-histologischen Untersuchungsmethoden. Leipzig, 1897 (15. Auflage 1928)
  • Bode E, Schmorl. Ueber Tumoren der Placenta. Archiv für Gynäkologie 56, 1, 73-82 (1898)
  • Stereoskopisch-photographischer Atlas der pathologischen Anatomie des Herzens. München, 1899
  • Zur Lehre von der Eklampsie. Archiv für Gynäkologie 65, 2, 504-529 (1902)
  • Zur Kenntnis des Ikterus neonatorum, insbesondere der dabei auftretenden Gehirnveränderungen. Verh Dtsch Pathol Ges 6, 109-115 (1904)
  • Bemerkungen zu der Arbeit von Ribbert: Die Traktionsdivertikel des Oesophagus. Dieses Archiv Bd. 178, Heft 3. Virchows Archiv 179, 1, 190-193 (1905)
  • Die pathologisch-histologischen Untersuchungsmethoden (FCW Vogel 1907)
  • Über die Beeinflussung des Knochenwachstums durch phosphorarme Ernährung (1913)
  • Die pathologische Anatomie der Wirbelsäule. Verhandlungen der Deutschen orthopädischen Gesellschaft 21, 3-41 (1926)
  • Über Dehnungs- und Zerrungsvorgänge an den Bandscheiben und ihre Folgen. Zentralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie 40, 244-246 (1927)
  • Kurze Bemerkung zur Arbeit von R. Probst über die Häufigkeit des Lungencarcinoms (1927)
  • Die Pathogenese der juvenilen Kyphose. Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen (1930)
  • Junghans J, Schmorl CG. Die gesunde und kranke Wirbelsäule im Röntgenbild. Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen 43 (1932)
  • Beitrag zur Kenntnis der Spondylolisthese. Langenbeck's Archives of Surgery 237, 3, 422-428 (1932)

Quelle: Gunter Haroske, Text gekürzt, Bildquelle: de.wikipedia.org/wiki/Georg_Schmorl

(*1903, 1980)

Dienstzeit: 1930-1933

Sternberg kam 1903 in Posen als einziges Kind seiner Eltern Jacob und Agnes Sternberg zur Welt. Seinem Geburtsregisterauszug ist zu entnehmen, dass er mosaischer Religion war. 1905 zog die Familie nach Berlin, wo seine Eltern im Lebensmittelhandel tätig waren. Nach Ablegen der Reifeprüfung nahm Sternberg 1921 das Medizinstudium in Berlin auf und schloss es 1928 mit dem Prädikat »sehr gut« ab. Als Student und auch später als Hilfs- und Assistenzarzt in Berlin sammelte Sternberg Erfahrungen vor allem auf dem Gebiet der Neurologie. Gleichzeitig ergaben sich Berührungspunkte mit der Psychiatrie, die dazu führten, dass er sich im Oktober 1930 um eine freigewordene Assistenzarztstelle in der psychiatrischen Abteilung des Stadtkrankenhauses Dresden in der Löbtauer Straße bewarb. Trotz mangelnder psychiatrischer Erfahrungen wurde er zum 1. Dezember 1930 aus Mangel an Alternativen, wie es intern hieß, eingestellt. Im selben Jahr, kurz vor seinem Umzug nach Dresden, heiratete Sternberg die Schneiderin Else Buschmann und bezog mit ihr die Dienstwohnung des Stadtkrankenhauses Löbtauer Straße. Auch aufgrund seiner neurologischen Kenntnisse wurde die Verlängerung seiner Stelle um ein weiteres Jahr gegenüber höherer Stelle am 18. Januar 1933 verteidigt. Am 31. März 1933 jedoch erhielt er sein Entlassungssschreiben und verlor seine Assistenzarztstelle zum 30.06.1933: »Das Personalamt hat durch das Rundschreiben Nr. 8 vom 31.03.1933 betreffend Entfernung jüdischen Personals aus den Diensten der Stadt, angeordnet, Ihnen das Dienstverhältnis zum nächstzulässigen Zeitpunkt aufzukündigen und Sie von der weiteren Dienstausübung sofort fernzuhalten.« In dessen Folge geriet er in eine »außerordentlich schwierige wirtschaftliche Lage«, wie er dem Krankenpflegeamt mitteilte, und erbat, dass sein Gehalt bis zum Dienstende fortgezahlt wird, was man ihm auch gewährte. Unter Hilfe der Gesundheitsabteilung des Völkerbundes in Genf gelang ihm im selben Jahr mit seiner Frau und seiner Mutter die Emigration nach Russland. Er fand eine Arbeitsstelle in einem Klinikum in Moskau, verlor diese jedoch 1936 in der Zeit des großen stalinistischen Terrors. Nach Stalins Tod erfuhr er eine vollständige Rehabilitation. Damit begann für ihn nochmals eine enorm produktive und arbeitsreiche Zeit, die sich in umfangreichen Publikationen niederschlug. Er widmete sich intensiv dem Krankheitsbild Demenz und erarbeitete sich so den Ruf eines prominenten Gerontopsychiaters über die Grenzen Russlands hinaus.

(*1887, 1957)

Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Dienstzeit: 1929 - 1951

Geboren 1887 in Pößneck / Thüringen studierte Woldemar Tonndorf ab 1911 an den Universitäten Leipzig und Göttingen Medizin. Im 1. Weltkrieg diente er als Marineoffizier und setzte anschließend sein Studium mit Approbation und Promotion im Jahr 1921 in Göttingen fort. Drei Jahre später habilitierte er und wurde Privatdozent in Oberarztstellung. Im Jahr 1928 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und bald darauf nach Dresden berufen. Von 1929 bis 1951 war er Chefarzt der HNO-Klinik des Krankenhauses Friedrichstadt. Tonndorf war als Wissenschaftler geachtet, zahlreiche Publikationen umfassten Themenkreise wie schwere Ohrentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen, Erysipelbehandlungen mit Sulfonamiden, otogene und rhinogene Meningitis sowie allgemeine Fragen von Diagnostik und Therapie anhand großer Fallzahlen aus der eigenen Klinik. Außerdem veröffentlichte er wegweisende Grundlagenforschungen zur Physiologie des menschlichen Stimmorgans und der Mechanik der Stimmlippenschwingungen. Von Beginn der »Zwanglosen Schriftenreihe Hals-Nasen-Ohrenheilkunde« im Jahr 1938 an war Tonndorf gemeinsam mit Prof. Loebell, Universität Münster, Herausgeber dieser Reihe. Tonndorf stand mehrfach auf Vorschlagslisten für Lehrstuhlbesetzungen zum Beispiel nach Breslau (1934) und Göttingen (1942). Er begründete die Ablehnung stets mit der Verbundenheit zu Dresden und seiner modernen und mit 120 Betten sehr großen HNO-Klinik. Zwischen 1931 und 1945 fungierte er zudem als Ärztlicher Direktor. Dieses Amt legte er 1945 nieder und war neben Prof. Albert Fromme​​​​​​​ und dem Pathologen Heinrich Kalbfleisch eine prägende Persönlichkeit beim Neuaufbau des städtischen Krankenhauses nach 1945. Seine Arbeiten zu oto- und rhinogener Meningitis und ihrer Behandlung mit Sulfonamiden waren bahnbrechend. 1951 berief das Staatssekretariat für Hochschulwesen Berlin Tonndorf an die Universität nach Leipzig, anderthalb Jahre später wurde er zudem Ärztlicher Direktor der Universität Leipzig.

Quelle: Prof. Dr. Eckart Klemm

(*1815, 1871)

Innere Medizin, Dienstzeit: 1849-1868

Hermann Walther wurde 1815 in Dresden geboren und besuchte die Fürstenschule in Meißen. Ab 1834 studierte er Medizin in Leipzig und wurde dort 1838 promoviert. Er machte Studienreisen durch Deutschland und Frankreich und wirkte ab 1842 als praktischer Arzt in Dresden. Für kurze Zeit war er leitender Arzt am 1844 gegründeten Krankenhaus der Diakonissenanstalt und wurde 1849 als Leiter der Inneren Medizin am neuen Stadtkrankenhaus eingesetzt. Er beherrschte alle modernen Untersuchungsmethoden und richtete auch die Behandlung nach entsprechenden Maßstäben aus. So verordnete er z.B. Chinin bei Unterleibstyphus, Quecksilber gegen Syphillis oder Digitalis gegen Herzschwäche. Walther wurde königlicher Leibarzt, geheimer Medizinalrat und Referent im Ministerium des Inneren, 1863 Mitglied der Leopoldina (mit dem Beinamen „Hippocrates IV.“) sowie 1864 Präsident des Königlich-Sächsischen Medizinalkollegiums. Im Jahr 1871 verstarb er an Diabetes mellitus und wurde auf dem Inneren Neustädter Friedhof beigesetzt. Ein Zeitzeuge schrieb über ihn: „Ich bezweifle, ob vor- oder nachher irgendein rein praktisch tätiger Arzt in Deutschland eine so hervorragende Stellung eingenommen und sich eines solchen Prestiges in der Gesellschaft erfreut hat wie dieser ausgezeichnete Mann, von dem man wie von einem Fürsten der Wissenschaft sprach. Er wurde oft zu Konsultationen an andere deutsche Höfe gerufen, und viele Kranke, besonders aus Rußland, kamen eigens nach Dresden, um ihn zu konsultieren. […] Dr. Walther gehörte zu jenen Vertretern ausgesprochen deutscher Kultur, die literarische, philosophische und naturwissenschaftliche Kenntnisse vereinigen und einen lebhaften kritischen Sinn für Kunst und Musik besitzen, all das vereint mit einer Milde des Wesens […].“* Er hatte maßgeblich positiven Einfluss auf die Ausbildung der jungen Ärzte in Sachsen. Nach französischem Vorbild wurde nach dem Studium ein praktisches Jahr (Externat) an größeren Krankenhäusern des Landes verpflichtend. Dies war besonders im Bereich Geburtshilfe notwendig. Diese Entwicklung hatte auch für andere Länder Vorbildcharakter.

* Whitman, Sidney: Deutsche Erinnerungen, Stuttgart, Berlin, 1912, S. 67-69

Quelle: Text adaptiert nach [Kunze 1999]

(*1807, 1868)

Chirurgie, Dienstzeit: 1849-1869

Der gebürtige Dresdner Zeis studierte in Dresden, Bonn, München und Leipzig. Nach dem Studium kam er 1832 zurück nach Dresden und war als praktischer Arzt und Armenarzt tätig. Zusammen mit dem Professor der Chirurgisch-medizinischen Akademie Eberhardt Richter und zwei weiteren Dresdner Kollegen gründete er 1834 eine poliklinische Heilanstalt, die in seinen Praxisräumen eingerichtet wurde. Hier konnten mittellose Eltern ihre Kinder vorstellen und bei Bedarf Medikamente erhalten. Der Mittelpunkt seiner Arbeit war die plastische Chirurgie. Er war prägend für die Bezeichnung dieser Fachrichtung und verfasste Standardwerke, z.B. das „Handbuch der plastischen Chirurgie“ (1838) oder die „Literatur und Geschichte der plastischen Chirurgie“ (1862). Im Jahr 1844 wurde er zum Professor für Chirurgie und Direktor der Chirurgischen Klinik in Marburg berufen, wo er allerdings nicht glücklich war. So war die Berufung zum Leiter der chirurgischen Abteilung am neu gegründeten Stadtkrankenhaus in Dresden im Jahr 1849 eine glückliche Fügung. Die wesentlichen Krankheitsbilder zu der Zeit waren Verrenkungen, Knochenbrüche, Eiterungen, Geschwüre und eine Vielzahl von Hautkrankheiten. Zeis setzte sich stark für Veränderungen im sächsischen Medizinalwesen ein. Er galt als integrer, bescheidener Mann von großer Ausdauer, unermüdlichem Fleiß und strenger wissenschaftlicher Disziplin. Er brachte sich aber mit seinem leicht erregbaren Charakter häufiger in komplizierte Situationen. Als geschickter, sorgfältiger Operateur mit besonnener Indikationsstellung errang er hohes Ansehen.

Quelle: Text adaptiert nach [Kunze 1999]

(*1825, 1889)

Pathologie, Dienstzeit: 1851-1862

Friedrich Albert Zenker wurde 1825 in Dresden geboren und studierte von 1843-49 Medizin in Leipzig und Heidelberg. Es schloss sich ein Aufenthalt in der pathologischen Anatomie bei Karl Rokitansky in Wien an. Als er 1851 zum Prosektor am Stadtkrankenhaus Dresden berufen wurde, führte er die in Österreich erlernte Vorgehensweise fort, d.h. er nahm an den Visiten teil, um in engem Austausch mit den Kliniken zu sein. Herausragend waren seine wissenschaftlichen Untersuchungen unter Verwendung neuer histologischer Technik. Seinem Interesse an der Lehre folgend bewarb er sich um eine Dozentur und wurde 1855 zum Professor für theoretische Medizin, speziell allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie, an die Chirurgisch-medizinische Akademie Dresden berufen. Dort etablierte er u.a. sonnabendliche pathologisch-anatomische Demonstrationen. Diese Tradition führten spätere Prosektoren fort. Im Austausch mit Robert Koch und Rudolf Virchow in Berlin konnte er deren Forschung mit eigenen Beobachtungen maßgeblich voranbringen. Er war einer der ersten, die bei septischen Erkrankungen Mikrokokken in inneren Organen nachwiesen und diese Organismen für ursächlich hielten. Einen bleibenden Platz in der Medizingeschichte erlangte er durch die Beschreibung der Trichinenkrankheit anhand eines eigenen Sektionsfalles. Vorausgegangen war seine Beobachtung von wachsartiger Degeneration der Skelettmuskulatur als typisch bei an Typhus Erkrankten. Diese hatte er vor der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden vorgestellt und damit die ärztlichen Kollegen sensibilisiert. In der Folge wurde er zu einer 30-Jährigen Frau mit einer typhusartigen Erkrankung und starken Muskelschmerzen gerufen. Sie erlag rasch ihrem Leiden. Bei der mikroskopischen Untersuchung von unfixiertem, noch vor der Sektion entnommenem Muskelgewebe fand Zenker zahlreiche lebende Würmer, die er als Trichina spiralis identifizierte. Durch weitere Recherchen konnte er die Quelle und den Infektionsweg ermitteln, das Krankheitsbild umfassend beschreiben und erstmals die Einwanderung lebender Trichinen nachweisen. Dies hatte Konsequenzen für die öffentliche Gesundheitspflege. Ab 1900 wurde eine Fleischbeschau im gesamten Deutschen Reich verpflichtend und die Trichinenkrankheit ausgemerzt. 1862 erhielt er den Ruf als Professor für Pathologische Anatomie der Universität Erlangen, wo er weitere 30 Jahre lang wirkte. Dort beschrieb er 1878 eine Fallsammlung von 34 Patienten mit pharyngealen Divertikeln des Ösophagus, die zuerst Ludlow 1764 beschrieben hatte. Diese wurden später nach ihm benannt.

Quelle: Text adaptiert nach [Kunze 1999]

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